Review: Die Roboter-Serie „ReBotz“ von Kosmos

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Der Kosmos Verlag hat eine Tradition, die bis ins frühe 19. Jahrhundert zurückreicht. Mit einer langen Geschichte allein lässt sich jedoch auch in der Verlagsbranche kein dauerhaftes Geschäft aufbauen. Neue Produkte sind unabdinglich. In den letzten Jahren hat Kosmos eine ganze Palette von (Lern-)Spielzeugen auf den Markt gebracht, die Makerkinder ansprechen sollen – oder ihre Eltern und Großeltern, denn die kaufen und schenken ja meist speziell die hochpreisigen Angebote.

Rufus ist beispielsweise ein Ultraschallverdampfer im Steampunk-Design, Andy ein mit Karten programmierbarer Roboter und Bitsy ist ein Bauset für ein Roboter mit über 100 Teilen. Weit weniger Teile und Funktionen weisen der ReBotz-Serie auf, die im Sommer 2021 auf den Markt kam. Vier davon bietet Kosmos an: Rusty, der Crawling Bot, Buxy, der Jumping Bot, Duke, der Skating Bot sowie Pitti, der Walking Bot.

Für den internationalen Markt bietet Kosmos die Sets unter anderen Namen an. Aus Buxy wird Pogo, ein Roboter, der eine einfache Hüpfbewegung durchführt. Duke wird Halfpipe, der auf einem Skateboard herumrollt, Scootz, der sich auf Halbrädern fortbewegt und dabei halb hüpft und halb rollt. Und Pitti läuft – oder stolpert – unter dem Namen Knox herum. Letzteren schauen wir uns gleich etwas näher an.

Die Sets kosten im Handel rund 10 Euro und beinhalten etwa ein Dutzend Teile, von denen ein kleiner Teil lediglich kosmetisch ist. So soll Pitti durch ein Auge im Stil eines alten Scheinwerfers Charakter verliehen werden. Kernstück der kleinen Apparate ist ein einfacher Elektromotor, der zusammen mit einem Fach für drei AAA-Batterien in einem Kunststoffgehäuse verbaut ist. Der Motor dreht eine Achse, an der auf beiden Seiten Bauteile befestigt werden können. Ein Stickerbogen ermöglicht es den Makerkindern, die Motoren zu verzieren. Das ist niedrigschwellig, darin erschöpft sich aber auch schon die kreative Eigenleistung.

Die ReBots-Sets regen kaum Eigeninitiative und Forschungsinteresse an. Makereltern können hier nachhelfen, indem sie Übertragsleistungen anregen: Pittis Stangenantrieb basiert zum Beispiel auf den gleichen Prinzipien wie Dampfmaschine, Dampflokomotive oder Tiefpumpe. Wie könnte man aus dem Roboter eine Lokomotive bauen? Welche Teile benötigen wir dafür und wie können wir sie mit dem Motor verbinden?

Die verschiedenen Sets können nun, so wohl die Idee, darstellen, wie eine Drehbewegung in andere Bewegungen umgewandelt werden kann. Im Falle von Pitti handelt es sich zum Beispiel um einen Stangenantrieb, der die beiden ‚Vorderbeine‘ in Gang setzt, die den Roboter vorwärtsziehen. Das interessierte Makerkind könnte nun auf die Idee kommen, mittels des neuerworbenen Wissens eigene Maschinen zu entwickeln, die mit diesem Prinzip angetrieben werden. Das Set selbst gibt dazu aber wenig Anlass. Ein beiliegendes Faltblatt schlägt zwar Experimente zur Bewegung des Roboters vor, gibt aber keine konkrete Anleitung. Weder werden die Kinder dazu ermutigt, darüber zu reflektieren, wie die Roboter funktionieren, noch bieten sie durch Umbau die Gelegenheit zum weiterführenden experimentieren. Im Vordergrund steht der Spaß daran, Pitti dabei zuzusehen, wie er ungelenk über Hindernisse klettert – oder an ihnen hängenbleibt und umkippt.

Kaufe ich mehrere, gar alle vier Sets, wie es mir Kosmos nahelegt, kostet das rund 40 Euro, bietet aber kaum mehr Möglichkeiten, weil die einzelnen Bauteile nicht beliebig kombiniert werden können. In diesem Preissegment gibt es auch bei Kosmos weit spannendere und komplexere Angebote.

Welche Kernkompetenzen werden gefördert?

+ Selbstentdeckendes und experimentierendes Lernen

Makerkinder profitieren davon, die Welt selbst zu entdecken und sich dabei auszuprobieren.

Die ReBotz verkaufen vor allem zwei Ideen, wie man an Pitti gut sehen kann: Vorgeblich aus einem alten Hammer, einem kaputten Tennisschläger und einem Autoscheinwerfer zusammengebastelt, vermittelt Pitti die Idee, dass man Gebrauchtes, Defektes, Nutzlosen als Ressource betrachten und zu Neuem verbinden kann. Und zwar selbst: als Maker. Nur: Es bleibt bei den Ideen. Hier wird nichts wiederverwendet, nichts gemacht, sondern nur industriell vorgefertigte Spezialteile in der vorgesehenen Weise zusammengesteckt. Das ist drollig, mehr aber leider nicht. Schnell landet der Roboter im Regal oder der Spielzeugkiste, wo irgendwann später die gelangweilten Batterien auslaufen.

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